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Hochsensibel und falsch verstanden: Wie du lernst, effektiv Grenzen zu setzen und dich selbst an 1.Stelle zu setzen

Überblick

Wie es sich anfühlt hochsensibel als Mama zu sein.

Ich bin Christina Eberitsch, systemische Beraterin mit Schwerpunkt Familien in Unterwellenborn. Als hochsensible Mama von vier Kindern und Ehefrau lebe ich authentisch das, was ich meinen Klienten vermittle.

Hochsensibel und falsch verstanden: Wie du lernst, effektiv Grenzen zu setzen und dich selbst an 1.Stelle zu setzen

Hochsensibel

Hochsensibel: Der Alltag als Herausforderung

Der Alltag einer Mutter kann chaotisch und überwältigend sein. Besonders herausfordernd wird es, wenn man das Gefühl hat, dass die eigenen Bedürfnisse und Gefühle ständig ignoriert werden. In diesem Blog-Eintrag teile ich die persönlichen Erfahrungen einer Klientin, einer hochsensiblen Mutter, die sich in einer lauten und hektischen Familienumgebung oft missverstanden und übergangen fühlt. Von der täglichen Morgenroutine über die Herausforderungen des Elternseins bis hin zur Erkenntnis, dass hochsensibel zu sein sowohl eine Bürde als auch eine Gabe sein kann – hier ist ihr Weg zur Selbstfindung und Akzeptanz.

Morgendliche Hektik und Unsichtbarkeit

Der Wecker klingelt. Die Kinder sind schon wach. Laut. Wild. Wollen Frühstück. Jetzt. Sofort. Ich würde gerne kurz durch die Zeitung blättern, doch die liegt zerfetzt am Boden. „Das sind Kinder,“ sagt mein Mann, „klar wollen die mal ausprobieren.“ Ich frage mich, ob meine Bedürfnisse hier nichts wert sind. Ob es nichts wert ist, dass ich denke, wenn jemand die Zeitung lesen will, kann man doch wenigstens so lange warten und sie danach kaputt machen.

Es gibt Frühstück, es ist laut, ich fühle mich gestresst. „Ja, das ist doch nur eine gewisse Zeit so. Die werden größer,“ sagt mein Mann. Wieder fühle ich mich übergangen. Mein Gefühl ist nichts wert. Ich reiße mich zusammen. Mein Mann geht zur Arbeit. Ich sage, ich brauche dich hier. „Ja Schatz, aber wir haben uns das doch so überlegt. Du bei den Kindern. Ich verdiene das Geld.“ Da ist kein Spielraum für Diskussionen, für Kompromisse.

Er geht. Ich weine.

Einsamkeit und Verzweiflung

Die Kinder sind aufgewühlt. Ich sitze also wieder zwischen Spielzeug und versuche einen Weg zu finden. Schreie die Kinder an. Weine. Frage mich, warum die Kinder nicht wenigstens ein Stück mitmachen können. Warum sie immer so unzufrieden sind. Ich habe alles für sie aufgegeben. Ich kann nicht mehr. Ich möchte sterben. In diesem Moment meine ich das ernst. Ich würde es nie tun, doch meine Verzweiflung ist so groß. Nicht gesehen und gehört zu werden. Nicht verstanden zu werden und auch nicht die Worte zu kennen, damit mich jemand versteht.

Der Weg zur Erkenntnis

Ich melde mich zu einem Online-Kurs an. Mit Baby im Arm und Kleinkind um mich herum nehme ich teil. Lerne etwas über paradoxe Kommunikation in Familien, darüber, was unsere Geschichte mit uns macht. Ich versuche es meinem Mann zu erklären. „Schön,“ sagt er, „spannend.“ Doch er versteht nicht. Ich lerne. Lese. Gehe zur Beratung. Langsam. Ganz langsam begreife ich, dass ich nicht das Problem bin. Dass ich mehr mitbekomme als andere. Mehr spüre als andere.

Ich bin hochsensibel.

Endlich habe ich ein Wort. Endlich habe ich ein Wort, das ich googeln kann. Das mir hilft, Worte zu finden. Ich lese noch mehr und recherchiere. Und doch stehe ich damit immer noch komplett alleine. Keiner versteht, was es bedeutet hochsensibel zu sein. Mein Mann versucht zu verstehen, dass ich gewisse Geräusche wirklich nicht aushalten kann. Es tut mir weh. Also benutze ich ein paar Monate lang Ohrenstöpsel. Das hilft. Bei der Einschlafbegleitung das Gleiche.

Die schwierigsten Momente

Doch das Schlimmste sind die Autofahrten. Die Kinder sind aufgewühlt oder müde. Sie weinen. Sie streiten. Nichts hilft. Keiner schläft. Ich kann nicht raus aus diesem Auto. Ich bin gefangen im Schreien der Kinder. Und es tut so weh. Zu Hause breche ich im Flur zusammen. Weine. Minutenlang. Ich kann nicht mehr. Wenn ich es jemandem erzähle, heißt es: „Ja, das ist ja ganz normal, dass Babys schreien.“ „Es ist ganz normal, dass Kinder streiten.“

Niemand nimmt ernst, wie ich mich fühle. Immer nur die Kinder. Ich habe mich zusammenzureißen. Ich bin an manchen Tagen kaum in der Lage, meine Kinder zu begleiten, weil ich es alles nicht mehr hören kann. Ich kriege mit, wie die Menschen in meinem Umfeld ihre Gefühle unterdrücken, nicht ernst nehmen, keine Worte finden. Ich fühle es. Ich fühle alles für die anderen mit und es tötet mich fast. Niemand hat mir gezeigt, wie ich eine Grenze ziehen kann.

Meine Mutter sagt: „Mach dir doch nicht immer so viele Gedanken.“

Das Finden der eigenen Stärke

Ja, ich weiß, die meisten Menschen da draußen denken, ich bin falsch. Ich denke zu viel. Fühle zu viel. Das stimmt nicht. Ich bekomme Sachen mit, die sie selber nicht mal mitbekommen. Ich sei besserwisserisch, sagen die einen. „Sag du mir, was ich machen soll,“ die anderen. Ich stehe dazwischen. Hilflos.

Denn ich kann anderen helfen. Ich fühle sie. Ich sehe sie. Ich kämpfe. Doch meine eigenen Gefühle dürfen kaum sein. Ziehe ich eine Grenze, heißt es: „Du hast mich im Stich gelassen.“ F*** off, nein, so geht es nicht weiter.

Mühsam lerne ich, wie man Grenzen zieht. Wie man Gefühle ernst nimmt, ohne sie sich selbst anzunehmen. Ich lerne über Beziehungsdynamiken. Ich bin nicht mehr alleine. Ich treffe immer mehr Menschen, denen es so geht wie mir. Die auch hochsensibel sind.

Mein Leben wird ruhiger. Ich lerne, dass ich sein darf. Dass es eine Fähigkeit ist, die ich habe. Keine Last.

Auch wenn es sich oft so anfühlt. Dass ich dafür kämpfen darf, gesehen zu werden.

Dankbarkeit und Zuversicht

Danke, liebe Mama, dass ich diese Worte teilen darf. Danke für dein Vertrauen, dass deine Geschichte hier gut aufgehoben ist. Und dass deine Worte anderen helfen, sich auf den Weg zu machen.

Lieber Mensch, der das hier liest: Fühlst du dich auch manchmal so? Oder kennst du jemanden, dem es so geht? Dann lass dir gesagt sein: Du bist nicht allein.

15-20% der Gesellschaft sind von einer Neurodivergenz betroffen. Es ist also eine ganz normale Fähigkeit, die nur leider in unserer Gesellschaft irgendwie ins Negative gedreht wurde.

Ich bin da, wenn du mich brauchst!

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