schlechtes gewissen

Gefühlswege-Blog

Ständig ein schlechtes Gewissen – Eine Herausforderung für Eltern

Überblick

Ständig haben wir ein schlechtes Gewissen, weil eins der Kinder schreit oder unglücklich ist. Doch was steckt dahinter?

Ich bin Christina Eberitsch, systemische Beraterin mit Schwerpunkt Familien in Unterwellenborn. Als hochsensible Mama von vier Kindern und Ehefrau lebe ich authentisch das, was ich meinen Klienten vermittle.

Ständig ein schlechtes Gewissen – Eine Herausforderung für Eltern

Ständig ein schlechtes Gewissen

Elternschaft und ein schlechtes Gewissen scheinen untrennbar miteinander verbunden zu sein. Das Gefühl, nicht genug zu tun oder etwas falsch gemacht zu haben, kann überwältigend sein. Dabei geht es oft um alltägliche Situationen, die durch innere und äußere Erwartungen überfrachtet werden. Ein typisches Beispiel: Der 2-jährige Sohn, der sich nur von der Mutter ins Bett bringen lässt. Der Vater steht daneben, verzweifelt und frustriert. Hat er versagt? Hat er zu viel gearbeitet? Und die Mutter, die ohnehin schon ausgelaugt ist, fühlt sich allein gelassen und überfordert. Die Folge: Spannungen, Konflikte und letztlich eine Eskalation der Gefühle.

Hinter die Fassade blicken

Schauen wir einmal genauer hin: Was passiert hier wirklich? Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass der Vater zu wenig präsent ist und deswegen das Kind die Nähe der Mutter bevorzugt. Doch oft ist es viel simpler. Kinder durchlaufen verschiedene Phasen, in denen sie sich unterschiedlich geborgen fühlen. Manchmal ist es die Mutter, die ihnen in einem bestimmten Moment die Sicherheit gibt, die sie gerade brauchen. Das bedeutet aber nicht, dass der Vater etwas falsch gemacht hat.

Der Vater hingegen möchte es oft besser machen als seine eigene Generation. Viele Männer von heute streben danach, in der Erziehung ihrer Kinder präsenter zu sein als ihre Väter es vielleicht waren. Doch wenn das Kind dann die Nähe der Mutter bevorzugt, fühlt er sich schnell hilflos und wertlos. Es sind diese unsichtbaren Verletzungen, die ihn emotional angreifen. Doch anstatt sich verletzlich zu zeigen und darüber zu sprechen, beginnt er vielleicht zu stänkern oder zu motzen. Eine Verteidigungshaltung, die ihm selbst nicht bewusst ist, aber aus dem tiefen Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung entspringt.

Die Mutter wiederum, die vielleicht viel über gleichberechtigte Elternschaft gelesen hat, sieht sich erneut in der Rolle der Hauptverantwortlichen. Sie ist erschöpft und müde, möchte aber dennoch, dass der Vater mehr mit anpackt. Doch wenn er sich dann versucht einzubringen und es nicht funktioniert, sitzt sie wieder alleine am Bett des Kindes. Ihr schlechtes Gewissen hindert sie daran, dem Vater den Abend zu überlassen und sich eine Auszeit zu gönnen. Die Frage, ob sie eine schlechte Mutter ist, wenn sie sich zurückzieht, nistet sich tief in ihr ein. Der innere Druck wächst, und irgendwann explodiert die Situation.

Was wirklich hinter dem schlechten Gewissen steckt

Die beschriebenen Szenen sind kein Einzelfall. Viele Eltern kennen diese Dynamiken nur zu gut. Doch was steckt eigentlich hinter dem schlechten Gewissen? Oft sind es verinnerlichte Erwartungen und gesellschaftliche Normen, die uns glauben lassen, dass wir als Eltern immer alles richtig machen müssen. Doch die Realität ist, dass Perfektion in der Erziehung eine Illusion ist. Kinder sind individuell, genauso wie Eltern, und nicht jede Situation hat eine klare Lösung.

Der Schlüssel liegt darin, sich selbst und dem Partner gegenüber ehrlich zu sein. Gefühle wie Hilflosigkeit, Erschöpfung und Zweifel sind normal, und es ist wichtig, darüber zu sprechen. Anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen oder sich selbst zu geißeln, sollten Eltern einen Raum schaffen, in dem sie offen über ihre Ängste und Unsicherheiten reden können. Hier geht es nicht darum, den nächsten Erziehungsratgeber zu lesen, sondern wirklich hinzuhören: Was braucht der andere gerade? Was braucht man selbst? Und wie können beide Partner sich gegenseitig unterstützen?

Bedürfnisse erkennen und kommunizieren

Es ist essenziell, die eigenen Bedürfnisse und die des Partners zu erkennen und offen zu kommunizieren. Vielleicht braucht der Vater nicht unbedingt mehr Zeit mit dem Kind, sondern eher das Gefühl, dass seine Bemühungen anerkannt werden. Vielleicht braucht die Mutter eine klare Abmachung, dass sie sich auch mal eine Auszeit nehmen darf, ohne sich schuldig zu fühlen. Solche Bedürfnisse zu erkennen, kann schon viel Druck aus der Situation nehmen.

Zudem sollte der kindliche Entwicklungsstand immer in den Kontext gesetzt werden. Kinder sind von Natur aus unterschiedlich gebunden, und das kann sich von Tag zu Tag ändern. Ein Kind, das heute nur bei der Mutter einschlafen will, kann in einer Woche schon wieder ganz anders reagieren. Diese Phasen sind Teil des Entwicklungsprozesses und sollten nicht als persönliches Versagen interpretiert werden.

Fazit: Eltern brauchen einen Raum für ihre Gefühle

Schlechtes Gewissen, Unsicherheiten und Konflikte gehören zum Elternsein dazu. Es ist wichtig, diesen Gefühlen Raum zu geben, sie zu erkennen und ernst zu nehmen. Anstatt sich in Vorwürfen oder Selbstzweifeln zu verlieren, sollten Eltern gemeinsam nach Lösungen suchen, die zu ihren individuellen Bedürfnissen passen. Dabei hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Perfektion nicht das Ziel ist. Vielmehr geht es darum, einen Weg zu finden, der für alle Beteiligten – Eltern und Kinder – stimmig ist.

Manchmal reicht es schon, einfach zuzuhören, um herauszufinden, was wirklich hinter den Konflikten steckt. Eltern brauchen keinen weiteren Ratgeber, sondern einen Ort, an dem sie sich verstanden und unterstützt fühlen. Nur so können sie ihren eigenen Weg in der Erziehung finden, ohne sich ständig von einem schlechten Gewissen plagen zu lassen.

Ich freue mich von dir zu hören, deine Christina

Teile diesen Post:

Mehr aus dem
Gefühlswege-Blog

Du interessierst dich für meine Arbeit?

Abonniere jetzt meinen Gefühlswege-Newsletter und erhalte von Zeit zu Zeit hilfreiche Tipps für ein unbeschwertes Paar- und Familienleben sowie spannende Einblicke in meinen Job als Systemische Paar- und Familienberaterin in Saalfeld-Rudolstadt / Unterwellenborn .
Deine Daten sind bei mir sicher. Eine Abmeldung ist jederzeit möglich.

Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen!

…oder nutze das Kontaktformular:

Kontakt­formular