Neid

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Neid auf das eigene Kind: Ein Tabuthema unter Eltern?

Neid auf das eigene Kind: Ein Tabuthema unter Eltern?

Neid auf das eigene Kind – ein Thema, das viele Eltern beschäftigt, aber kaum jemand offen anspricht. Ist es ein verbreitetes Phänomen oder eher die Ausnahme? Und welche Auswirkungen hat dieses Gefühl auf die Beziehung zwischen Eltern und Kind? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursachen, Anzeichen und den Umgang mit einem Gefühl, das viele nicht mit Elternschaft in Verbindung bringen würden.


Ein häufiger, aber oft unausgesprochener Gedanke

Die Vorstellung, auf das eigene Kind neidisch zu sein, mag zunächst irritieren. Doch viele Eltern empfinden genau das – wenn auch oft unbewusst. Aussagen wie „Mein Kind bekommt so viel und ist trotzdem nicht zufrieden“ oder „Das hätte ich als Kind auch gerne gehabt“ sind typische Beispiele. Sie zeigen: Eltern vergleichen unbewusst ihre eigene Kindheit mit dem Leben ihres Kindes und stellen dabei fest, dass sie selbst weniger Aufmerksamkeit, Ressourcen oder Freiheiten hatten.


Was begünstigt Neidgefühle gegenüber dem eigenen Kind?

Verschiedene Faktoren können dazu beitragen, dass Eltern Neid entwickeln. Häufig spielen gesellschaftliche Erwartungen eine Rolle. Viele Eltern möchten ihrem Kind „alles ermöglichen“ und orientieren sich dabei an Idealen, die in sozialen Medien oder der Umgebung vorgelebt werden. Beispiele wie herzförmige Schulbrote oder stundenlange Einschlafrituale sind dabei keine Seltenheit. Doch wer gibt, obwohl die eigenen Kräfte schon erschöpft sind, kann schnell ins Grübeln kommen: Warum hat mein Kind das, was ich nie hatte?

Ein weiterer Aspekt: Eltern, die versuchen, die Fehler ihrer eigenen Erziehung zu vermeiden, ohne dabei auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, laufen Gefahr, sich selbst aus den Augen zu verlieren. Das macht anfällig für Neidgefühle.


Auswirkungen von Neid auf die Eltern-Kind-Beziehung

Neid kann die ohnehin oft stressige Elternrolle zusätzlich belasten. Wenn Eltern merken, dass sie ihrem Kind etwas nicht gönnen, obwohl sie ihm alles ermöglichen möchten, führt das häufig zu Schuldgefühlen. Diese innere Zerrissenheit kann in Stress münden und im schlimmsten Fall dazu führen, dass Eltern laut werden oder strafen – Reaktionen, die das Kind nicht verursacht hat, aber dennoch abbekommt.


Anzeichen und Verhaltensweisen

Wie erkennen Eltern, dass sie neidisch auf ihr Kind sind? Typische Gedanken wie „Das gab es früher nicht“ oder „Warum kann mein Kind nicht dankbar sein?“ sind erste Hinweise. Meist handelt es sich um flüchtige Gedanken, die jedoch über die Zeit an Intensität gewinnen können. Bleibt das Gefühl unausgesprochen, kann es sich anstauen und schließlich in Form von Ärger oder Ungeduld entladen.


Strategien für den Umgang mit Neid

Neid ist kein „schlechtes“ Gefühl, sondern ein Signal. Es zeigt Eltern, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse oder Wünsche vernachlässigen. Der Schlüssel liegt darin, diesen Neid wahrzunehmen und ihn als Erinnerung zu nutzen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Gespräche mit anderen Erwachsenen können helfen, das Gefühl einzuordnen und herauszufinden, was man gerade wirklich braucht – sei es Wertschätzung, Ruhe oder Unterstützung.

Wichtig ist auch, ehrlich zu sich selbst zu sein: Was bin ich wirklich bereit zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten? Wer Entscheidungen bewusst trifft und nicht nur aus einem Gefühl von „Pflicht“ handelt, kann seinem Kind liebevoll begegnen, ohne in Neid zu verfallen.


Aufklärung, um das Tabu zu brechen

Das Sprechen über Neid auf das eigene Kind ist der erste Schritt, um das Tabu zu brechen. Viele Eltern glauben, sie seien mit solchen Gefühlen allein. Doch das stimmt nicht. Häufig reicht es, mit anderen in den Austausch zu gehen, um sich verstanden und ernst genommen zu fühlen.


Fazit: Neid als Reminder für die Selbstfürsorge

Neid muss kein Problem darstellen, solange Eltern ihn als Signal wahrnehmen, innezuhalten und sich selbst wieder in den Fokus zu rücken. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung – auch Neid. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Und am Ende geht es darum, eine Balance zu finden: zwischen Hingabe für das Kind und Fürsorge für sich selbst.

Hast du ähnliche Gedanken oder Erfahrungen gemacht? Teile sie gerne – der Austausch kann helfen, das Thema zu enttabuisieren.

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Zertifiziertes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF)

Ich bin Christina Eberitsch, systemische Beraterin mit Schwerpunkt Paare, Eltern und Familien in Unterwellenborn. Als hochsensible Mama von vier Kindern und Ehefrau lebe ich authentisch das, was ich meinen Klienten vermittle.

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