
Care Arbeit umfasst viele Rollen: Erzieherin, Psychologin, Managerin, Reinigungskraft und mehr. Gemessen an den Arbeitsstunden (durchschnittlich 94,4 pro Woche) ergibt sich ein Jahresgehalt von 70.000 Euro. Trotzdem wird diese Arbeit nicht bezahlt. Warum eigentlich?
Historische Entwicklung der Care Arbeit
In den letzten Jahrhunderten hat sich die Rolle der Frau drastisch verändert. Früher gingen Frauen und Männer gleichermaßen einem Beruf nach und beschäftigten Hausangestellte. Doch im 18. Jahrhundert wurde es zum Statussymbol, wenn die Frau zu Hause blieb. Sie managte und delegierte die Familienangelegenheiten. Als das Geld knapp wurde, fielen alle Aufgaben der Frau zu.
Die gesetzliche Zuweisung der Hausarbeit
Im 20. Jahrhundert wurde Hausarbeit gesetzlich der Frau zugeschrieben, was ihre Abhängigkeit vom Mann zementierte. Heute müssen wir diese Altlasten überdenken.
Neue Perspektiven auf Rollenbilder
Nicht alles, was Frauen gut im Überblick haben, ist naturgegeben – es ist oft nur Übung und sozial erlerntes Verhalten. Eine Dozentin fragte mich einmal: „Ist das bei euch Heteros so?“ Diese Frage regt zum Nachdenken an, denn sie verdeutlicht, dass traditionelle Rollenbilder hinterfragt werden sollten. Gleichgeschlechtliche Paare gehen oft anders mit der Verteilung von Care-Arbeit um. Anstatt starr nach Geschlechterrollen zu handeln, entscheiden sie nach Interessen, Fähigkeiten und Präferenzen, wer welche Aufgaben übernimmt. Diese flexible Herangehensweise zeigt, dass Aufgabenverteilung nicht von Natur aus festgelegt ist, sondern durch gesellschaftliche Konventionen geformt wird.
Lösungen für mehr Lebensqualität
Wenn wir uns häufiger fragen würden, wie gleichgeschlechtliche Paare die Verteilung von Aufgaben und Care-Arbeit organisieren, könnten wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Gleichgeschlechtliche Paare tendieren dazu, Aufgaben nach individuellen Stärken, Vorlieben und Fähigkeiten zu verteilen, anstatt sich an traditionelle Rollenbilder zu halten. Dies führt zu einer gerechteren und effizienteren Verteilung der Care-Arbeit. Jeder Partner übernimmt die Aufgaben, die ihm liegen und Freude bereiten, was insgesamt zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität führt. Eine solche Herangehensweise könnte heterosexuellen Paaren helfen, eine ausgewogenere und erfüllendere Partnerschaft zu entwickeln, in der beide Partner ihre Bedürfnisse und Talente einbringen können.
Die Zukunft der Paarbeziehungen
Sind wir bereit, unsere Paarbeziehungen auf ein neues Level zu heben? Ein bewusster Umgang mit Rollenbildern und Care Arbeit könnte der Schlüssel sein. Es ist wichtig zu erkennen, dass traditionelle Rollenbilder ein gesellschaftliches Konstrukt sind – sie wurden von uns als Gesellschaft geschaffen und sind nicht von der Natur vorgegeben. Indem wir diese Rollenbilder hinterfragen und bewusst gestalten, können wir Paarbeziehungen neu definieren und zu mehr Gleichberechtigung und Zufriedenheit beitragen. Wir haben die Macht, diese Konstrukte zu verändern und unsere Partnerschaften auf eine neue Ebene zu heben.
Das System-Grenzen-Modell: Radikaler Respekt in der Partnerschaft
Ich arbeite mit dem System-Grenzen-Modell, das Paaren hilft, Respekt innerhalb der Partnerschaft zu lernen. Es zeigt, wie man den anderen sieht und wertschätzt. Dieser radikale Respekt kann helfen, Partnerschaften auf ein neues Level zu heben und eine ausgewogenere Verteilung der Care-Arbeit zu erreichen. Indem beide Partner ihre Wünsche und Bedürfnisse respektieren, kann eine harmonischere und erfüllendere Beziehung entstehen.
Christina Eberitsch I Beraterin für Familien, Paare und Einzelpersonen